Grundversorgung
Eine Grundversorgung sollte zumindest die materiellen Grundbedürfnisse decken und ein Leben oberhalb der Armutsgrenze ermöglichen, inklusive der Teilnahme am sozialen und kulturellen Leben. Sie könnte auf zwei Arten gewährt werden, entweder finanziell als Grundeinkommen oder materiell als freier Zugriff auf bestimmte Güter, die alle wichtigen Bereiche abdecken. Wo dies nicht direkt machbar ist (u.U. in Entwicklungsländern), sind andere Formen denkbar, z.B. Landreform und/oder ausreichender Zugriff auf (Produktions-)Mittel, um Strukturen der Selbstorganisation und Selbstversorgung zu ermöglichen.
Das Problem der Grundversorgung ist aus mehreren Gründen relevant:
- Heutzutage sind fast alle Menschen gezwungen, zur Sicherung ihres Lebensunterhalts einer Erwerbsarbeit nachzugehen oder diese zu suchen. Das gilt auch für Programmierer Freier Software, Komponisten Freier Musik und andere Freie Produzenten. Eine Grundsicherung würde es diesen Leuten erlauben, sich auf ihre Projekte zu konzentrieren (vorausgesetzt, dass sie umfangreich genug ist, um nicht nur das Dasein fristen zu können, sondern auch engagiert eigene Projekte betreiben zu können).
- Dank Freier Software ist bereits eine Grundversorgung mit hochwertiger Software gegeben. Den Schöpfern Freier Software und anderer Freier Güter im Gegenzug eine allgemeine Grundversorgung zukommen zu lassen, wäre somit nur fair und dürfte zudem dafür sorgen, dass dies in Zukunft so bleiben bzw. sich wohl noch verstärken würde.
- Die Ideologie der „Arbeit für alle“ ist sowieso obsolet, da u.a. aufgrund des technischen Fortschritts (Rationalisierung dank Automatisierung etc.) keinerlei Möglichkeit bzw. Notwendigkeit der allgemeinen Erwerbstätigkeit mehr besteht – jedenfalls nicht wenn damit Vollzeitstellen (~40h/Woche) gemeint sind. Insofern kann „Geld verdienen“ nicht mehr die notwendige Voraussetzung sein, um „ein gutes Leben führen“ zu können, sofern man nicht einen Teil der Menschen dauerhaft ausgrenzen will. Eine hinreichend großzügige Grundversorgung wurde ein gutes Leben auch ohne Erwerbsarbeit ermöglichen. Wie u.a. der Erfolg „doppelt freier“ Projekte zeigt, viele Menschen würden trotzdem arbeiten, aus Spaß an der Sache oder um etwas Sinnvolles zu tun.
Eine Grundversorgung ist zudem wichtig für das Exit-Kriterium (Bedingung 3) der Freien Kooperation, das fordert dass der Preis für einen Ausstieg aus der Kooperation zumindest nicht unzumutbar hoch sein darf. Heute kann der Verlust des Arbeitsplatzes dramatische Folgen haben – das macht die Betroffenen erpressbar und führt dazu, dass wirtschaftliche Kooperationsverhältnisse noch asymmetrischer (und damit unfreier) werden als sie sowieso schon sind.
Weitere Vorteile einer allgemein gesicherten Grundversorgung sind, dass sie Abhängigkeiten reduzieren (z.b. von Frauen von ihren Männern, Kindern und Studierenden von ihren Eltern) und die Stigmatisierung und Ausgrenzung von Arbeitslosen aufheben würde. Dazu kommt ein Abbau von Bürokratie und Kontrolltechniken (da die Grundversorgung nicht von Bedürftigkeit abhängt) und ein Ankratzen des Arbeitsmythos.
Siehe auch: Grundeinkommen