Wert und Verwertung

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Diese Seite soll eine kurze Begriffsklärung und Analyse der Konzepte rund um das Thema Wert liefert. Dabei kann es nur um einen Einstieg und eine Orientierung gehen – diese Thematik ist komplex und verdient es viel gründlicher behandelt zu werden, als das hier möglich ist.

Gebrauchswert (Nutzwert)

Eine Sache hat Gebrauchswert (oder Nutzwert) für eine Person, wenn die Person die Sache auf irgendeine Weise zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse verwenden kann – wenn sie „etwas mit ihr anfangen kann“. Sachen mit Gebrauchswert werden als Güter bezeichnet.

Der Gebrauchswert ist also immer von einer Sache und einer Person abhängig – eine Sache kann für eine Person Gebrauchswert haben und für eine andere (die „nichts damit anfangen kann“) nicht, oder für eine Person wenig und für eine andere viel. Der Gebrauchswert ist auch nicht direkt quantifizierbar – es gibt keine Skala, um den Gebrauchswert einer Sache für eine Person zu messen. Am ehesten kann man noch die Gebrauchswerte verschiedener Dinge für eine Person miteinander vergleichen (z.B. indem man sie fragt, worauf sie eher verzichten würde), doch ein direktes zahlenmäßiges Verhältnis der Gebrauchswerte verschiedener Dinge für eine Person oder gar für unterschiedliche Personen lässt sich nicht ermitteln.

Zwar wird der Gebrauchswert manchmal auch als Nutzwert bezeichnet, doch Dinge mit Gebrauchswert müssen nicht „nützlich“ sein. Auch Dinge, die völlig „nutzlos“, aber z.B. ästhetisch schön sind, können Gebrauchswert haben (ein Bild hat z.B. Gebrauchswert für eine Person, wenn sie es gerne ansieht).

Marktwert und Tauschwert

Marktwert

Der Marktwert einer Sache ist die Gegenleistung, die man erhält, wenn man es verkauft (gegen Geld) oder eintauscht (gegen andere Sachen). Der genaue Marktwert einer Sache kann also nur im Rahmen dieser Transaktion selbst ermittelt werden, und auch dann weiß man nie genau, ob man nun den optimalen Marktwert herausgeholt hat oder ob sich nicht eventuell noch ein anderer Käufer gefunden hätte, der mehr gegeben hätte.

Sachen, die dafür gedacht sind, getauscht oder verkauft zu werden, werden als Waren bezeichnet. Neben materiellen Dingen kann es sich dabei auch um Dienstleistungen oder um Nutzungsrechte (etwa das Recht, eine Wohnung zu nutzen, die man gemietet hat) handeln.

Tauschwert

Das was wir oben als Marktwert bezeichnet, wird nicht selten auch als Tauschwert bezeichnet (z.B. in dieser Erklärung). Diese Terminologie ist intuitiv einleuchtend, aber unglücklich, denn bekannt wurde der Begriff Tauschwert durch die marxistische Theorie, wo er aber eine etwas andere Bedeutung hat.

Marx zufolge drückt sich im Tauschwert einer Sache oder Leistung der für ihre Herstellung bzw. Erbringung im Durchschnitt benötigte Arbeitsaufwand aus (die nötige abstrakte Arbeit, die neben der direkten Arbeitszeit auch den für Ausbildung und Erholung der Arbeitenden nötigen Aufwand enthält). Der Zusammenhang zwischen Tausch und Arbeitsaufwand ergibt sich aus der kapitalistischen Logik (der Logik des Tauschens), in jedem Tauschgeschäft das für eine/n selbst mögliche herauszuholen – würde ein/e Kapitalist/in dauerhaft und ohne Not Waren gegen weniger aufwendig herzustellende Waren eintauschen, würde sie für neue Tauschgeschäfte immer schlechter dastehen und schließlich Pleite machen. Und wenn umgekehrt eine Firma einen im Vergleich zum Aufwand sehr hohen Preis verlangt, lohnt es sich für andere Firmen sie zu unterbieten (die beim gleichen Arbeitsaufwand und etwas geringerem Preis immer noch einen höheren Gewinn erzielen könnten als in anderen Branchen, wo Arbeitsaufwand und Preis enger bei einander liegen) – die Firma muss ihre Preispolitik ändern oder gerät in Gefahr, von der kapitalistischen Konkurrenz vom Markt gedrängt zu werden.

Dennoch ist der Tauschwert natürlich nicht identisch mit dem Marktwert, dem erzielbaren Preis. Zum einen lässt der durchschnittlich benötigte Arbeitsaufwand ja nicht direkt messen, zum anderen gibt es noch andere Faktoren wie z.B. Angebot und Nachfrage, die den tatsächlich erzielbaren Marktwert beeinflussen. Diese Faktoren beeinflussen den Transformationsprozess vom Tauschwert zum Marktwert, der u.a. in den Wikipedia-Artikeln zu Arbeitswertlehre und Produktionspreisen näher beschrieben wird.

Zu starken Abweichungen zwischen Arbeitsaufwand und Marktpreisen kann es insbesondere bei monopolistischen und oligopolistischen Märkten kommen, wo die oben beschriebenen Korrekturmechanismen der kapitalistischen Konkurrenz nicht mehr greifen. In der Praxis kommt es in vielen Branchen zu solchen Konzentrationsprozessen, bis eine einzige (Microsoft für kommerzielle Betriebssysteme), zwei (Intel und AMD für PC-Prozessoren) oder einige wenige (EMI, Sony BMG, Vivendi und Warner Music in der Musikindustrie) Firmen den Markt dominieren. Diese Firmen müssen im Allgemeinen keine große Konkurrenz durch Neueinsteiger fürchten, da die Einstiegshürden zu groß sind, deshalb können sie die Preisgestaltung weitgehend unter sich ausmachen.

Wert

Spricht man einfach nur von Wert im wirtschaftlichen Sinn, ist üblicherweise der Tauschwert (oder auch Marktwert) gemeint, nicht der Gebrauchswert. Dieser Sprachgebrauch ist auch auf Marx zurückzuführen, der die Begriffe Tauschwert und Wert synonym verwendete. Da dass aber nicht intuitiv klar ist und da dieses Wort ja noch andere Bedeutungen hat (z.B. Wert im ethischen Sinne – Wertesystem), ist es besser, jeweils den spezifischeren Begriff zu verwenden, damit klar ist was gemeint ist.

Verwertung

Eine Sache zu verwerten bedeutet, sie in Tauschwert umzusetzen, z.B. indem man sie verkauft oder vermietet. Wer kein Eigentum besitzt, kann nur die eigene Arbeitskraft verwerten, d.h. den eigenen Körper.

Wertverwertung

Wertverwertung ist die Verwertung von (Tausch)wert, d.h. von Kapital und anderen Dingen mit Tauschwert mit dem Ziel, mehr Tauschwert zu gewinnen. Der Kapitalismus als Wirtschaftssystem ist ganz auf den Prozess der Wertverwertung ausgerichtet – alles was diesem Vorgang im Weg steht, hat es im Kapitalismus schwer. Tauschwert lässt sich im Allgemeinen um so besser verwerten, d.h. vermehren, je mehr davon man bereits besitzt, deshalb nimmt die wirtschaftliche Ungleichheit im Kapitalismus auf lange Sicht immer weiter zu – näheres dazu im Kapitalismus-Artikel.

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